Todesurteil für Blogs – das neue JMSTV

Da surft man nächtens noch kurz durch die abonnierten Blogposts und ist aufgeschreckt. Wie? Was? Angekündigt wird ein großes Blog-Sterben. Nein, es handelt sich nicht um ein neuartiges Virus, dass die Blogsoftware unterwandert und Blogs zum Einstürzen bringt. Es handelt sich um ein neues Gesetz, dass eigentlich zum Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet gedacht ist, aber Auswirkungen haben dürfte auf die vielen, privat betriebenen Seiten von Menschen, die in ihrem Interessensgebiet Themen vorstellen und öffentlich diskutieren.

Das Gesetz von dem die Rede ist ist der JMStV – der Jugendmedienschutz-Staatvertrag. In aller Kürze, worum geht es?

Ab Januar 2011 werden die Pflichten von Inhalteanbietern in Rundfunk und Internet neu geregelt.  Anbieter müssen Maßnahmen zum Jugendschutz ergreifen und bewerten, für welche Altersstufen ein Inhalt gefährdend ist. Es gibt drei Möglichkeiten, wie ein Blogbetreiber den Jugendschutz sicherstellen kann:

1. Altersverifikation (durch einen Personalausweis oder Postident)
2. Sendezeiten, welche die Verfügbarkeit von Inhalten einschränken
3. Alterskennzeichung, dass die Inhalte ab 0 Jahre, 6 Jahre oder 12 Jahre geeignet sind

Was würde das nun für meinen Blog bedeuten? Es entsteht ein finanzieller oder technischer Aufwand, der zu der Größe des Blogs in keinerlei Verhältnis steht. Oder ich kennzeichne alle Inhalte ab 18 Jahre, denn es könnte ja mal ein Bild von einem Skelett auf der Seite sein oder einige Begriffe, bei denen ein findiger Abmahnanwalt Blut leckt. Ja, vielleicht würde der Ausdruck „Blut lecken“ ja schon als  jugendgefährdend eingestuft …

In der Blogosphäre wird derzeit heiß diskutiert – mit dem Tenor  „da kann man nicht wirklich sinnvoll und angstfrei weiter veröffentlichen.“

Die ersten kündigen an „Wir schliessen“ , wie vzlog.de (Link entfernt 22.7.14, nicht mehr erreichbar)

yuccatree.de sieht sich mit einem „juristischen Minenfeld“ konfrontiert

koehntopp.de hat bereits geschlossen (Anm. 9.2.2014 Link nicht mehr erreichbar)

Ich frage mich, ob keiner von denen, die an dem Gesetz gebastelt haben, diese Auswirkungen im Blick hatte. Oder ob die Auswirkungen so gewollt sind? Auf jeden Fall beobachte ich das Ganze, in der Hoffnung, dass nicht so heiß gegessen wird, wie gerade die Blogosphäre kocht.

5 Kommentare auf “Todesurteil für Blogs – das neue JMSTV”

  1. Es wird letztendlich nicht so heiß gegessen wie es gekocht wird. Im Extremfall lernt ein Blogger ein wenig über Jugendschutz und steht für andere als „Beauftragter“ Pate. 😉
    Wir haben schon schlimmeren Unsinn überstanden.

  2. HF sagt:

    Totgesagte leben länger!! 🙂 Die Wogen glätten sich schon wieder.

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