Ruhe sanft (in der Vitrine) – Symposium des Karl-May-Museums

Bleiben die Vitrinen in den Museen in Zukunft leer? Zumindest die Vitrinen in den Museen, die sogenannte Human Remains (Haare, Skalpe, menschliche Präparate, Mumien, Gegenstände aus menschlichen Knochen etc.) ausstellen? Das ist meine laienhafte Frage angesichts eines Symposiums, das das Karl-May-Museum am Samstag, 28. Februar 2015 in Radebeul veranstaltet. Das Programm der Veranstaltung ist ausgerichtet auf ein Fachpublikum aus dem wissenschaftlichen und musealen Bereich und bietet eine Plattform zum Erfahrungs-und Meinungsaustausch.

Aus dem Einladungstext: Im März 2014 erreichte das Karl-May-Museum die Rückforderung eines in seiner Sammlung befindlichen Skalps durch Vertreter der Chippewa Indians aus Michigan. Diese wiesen den Skalp als menschlichen Überrest ihrer Vorfahren aus und kritisierten das Ausstellen solch sensibler Objekte inöffentlichen Sammlungen als inakzeptable und respektlose Art des Umgangs mit indigenen Kulturen. Der Fall erhielt über Wochen große Aufmerksamkeit in den Medien undmachte die ungebrocheneAktualität der Frage des Umgangs mit menschlichen Überresten in Museen und Sammlungen in Deutschland erneut deutlich.

Die Karl-May-Stiftung als Eigentümerin der Sammlung des Karl-May-Museums hat diese Rückforderung zum Anlass genommen, sich stärker mit der Debatte um den Umgang mit menschlichen Überresten in Sammlungen auseinanderzusetzen und in Form eines interdisziplinären Symposiums den Dialog mit anderen Institutionen zur dieser Problematik fortzuführen.

Die Vorträge im Einzelnen

  • Über die Rückforderung eines Skalps aus der Sammlung des Karl-May-Museums
  • Eine Sammlung nordamerikanischer Indianergegenstände. Human Remains als Grundlage neuer Fragestellungen an die Bestände des Karl-May-Museums
  • Sensible Objekte im Fokus. Ein Erfahrungsbericht aus dem Deutschen Hygiene-Museum über den Umgang mit historischen menschlichen Präparaten
  • Das Charité Human Remains Project –Forschungen und Rückgaben 2010 bis 2014
  • Konkrete Probleme bei der Suche nach menschlichen Überresten in ethnografischen Museumssammlungen an Beispielen aus dem Amazonasgebiet und der Westküste Afrikas
  • Zum Umgang mit menschlichen Überresten in deutschen Museen und Sammlungen: Die Empfehlungen des Deutschen Museumsbundes

Mir fällt auf, dass die Beiträge vor allem die Umgangsweisen und Reflexionen zum Thema durch verschiedene Museen und Ausstellungen zum Inhalt haben. Sogleich kommen mir Themen in den Sinn, die durchaus mit dikutiert werden könnten:

  • Welche Bedeutung haben Human Remains für indigenen Kulturen im Unterschied zu unserem Verständnis zu menschlichen Überresten?
  • Was ist mit unseren Gebeinhäusern? (Ich war vergangenen Sommer in Kutna Hora in der Tschechischen Republik und doch etwas geschockt, wie unsensibel die Horden von Touristen fotografierend durch die Gebeinshaufen schlendern. Dazu plane ich dann mal einen eigenen Beitrag…)
  • Und was ist mit dem Paradebeispiel westlicher, kommerzieller Nutzung menschlicher Körper duch Gunter von Hagen mittels Plastination?

Je mehr ich darüber nachdenke, desto unsensibler, abgestumpfter kommt mir unser Umgang mit dem menschlichen Körper vor. So stellt die Anfrage Chippewa Indians an das Karl-May-Museum eine gute Gelegenheit dar, sich mit diesem Thema zu befassen.

Die Veranstaltung

Samstag, 28. Februar 2015 im Lößnitzgymnasium Radebeul, 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr

„Ruhe sanft (in der Vitrine)!?“
Vom Umgang mit menschlichen Überresten in Sammlungen und Museen

Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldeschluss ist Freitag, 13. Februar 2015.

Hier finden Sie weitere Informationen:

 Ankündigung Symposium der Karl-May-Stiftung

 Programm des Symposiums der Karl-May-Stiftung

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