Humor auf dem Friedhof

In den Seminaren für Friedhofsmitarbeiter wird regelmäßig die Frage nach dem Humor auf dem Friedhof thematisiert. Die Kursteilnehmer wissen von vielen Situationen zu erzählen, die einer gewissen Komik nicht entbehren. Für die Berufsgruppen, die mit Tod, Trauer und Bestattung zu tun haben, hat Humor eine wichtige Entlastungsfunktion. Ernsthaft ist die Arbeit, aber nicht todernst. Auch wenn Bestatter oder Trauerredner unter sich sind, wird viel erzählt und viel gelacht. Seit längerem gibt es den Blog eines Bestatters, der sich Tom nennt und in einem unterhaltsamen Erzählstil Erfahrungen aus seiner frei erfundenen Firma Pietät Eichenlaub zum Besten gibt. Er will auf unterhaltsame Weise informieren. Es scheint ihm zu gelingen, denn er schreibt von 1,8 Millionen Besuchern im Monat.

Dabei gibt es einen schmalen Grat, der Humor von Ironie oder Sarkasmus trennt. Auch das subjektive Empfinden der Menschen ist sehr unterschiedlich, worüber die eine herzhaft lacht, empfindet der andere als verletzend. Vielleicht weil das Lachen zur Entlastung beiträgt, frei nach dem Lied von Herbert Grönemeyer:

Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht.

Georg Schwikart hat in seinem Buch Jeder Tod hat sein Gelächter die Thematik humorvoll aufbereitet. Leider ist das Büchlein mit etwas Glück nur noch antiquarisch zu bekommen. Er zitiert alpenländische Grabinschriften:

Hier liegen meine Gebeine.
Ich wollt es wären deine.

Genauso wie Aussprüche von Kindern:

Mama, was wird aus den Menschen, die tot sind?
Die werden zu Staub.
Oh, dann liegen aber viele Tote unter meinem Bett.

Mein Lieblingswitz, den ich in der umfangreichen Sammlung von Beerdigungswitzen auf dem Seniorenportal Feierabend.de gefunden habe:

Als ich jünger war, hasste ich es zu Hochzeiten zu gehen. Tanten und großmütterliche Bekannte kamen zu mir, pieksten mich in die Seite, lachten und sagten: „Du bist der Nächste.“ Sie haben damit aufgehört als ich anfing, auf Beerdigungen das gleiche zu machen…

Das Sterben hat eine sehr ernste Seite. Es fordert heraus, es ist nicht kontrollierbar und ängstigt viele Menschen. Ein humorvoller Umgang kann die Erstarrung und das Tabu, über den Tod zu sprechen lösen. Wenn dies nicht die einzige Annäherung an diese existenzielle Erfahrung bleibt, dann hilft der Humor das individuelle Sterben in der Verbundenheit mit allen anderen Menschen zu erleben. Ein schönes Beispiel dazu stammt von Eugen Roth (aus: Mensch und Zeit)

Man wird es in der Zeitung lesen,
Im bestenfalls, dass wir – gewesen.
Die Menschen ungerührt, ja heiter,
Sie leben, ohne uns, dann weiter.
Sie lieben, hassen, hoffen, raufen,
Bis ihre Zeit auch abgelaufen.
So gehen wir, wärn wir noch so munter,
Im Strom der Zeiten alle unter.

Der Humor im Angesicht des Todes fordert auf, sich über das eigene Leben Gedanken zu machen, damit nicht eines Tages auf dem eigenen Grabstein steht:

Er lebte still und unscheinbar
und starb, weil es so üblich war.

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