#Aug bemerkenswerte Trauerreden: die Toten der Loveparade

Langsam werden die medialen Bilder von dem Unglück bei Loveparade in Duisburg weniger. Doch die Betroffenheit hält weiter an. Die einundzwanzig Toten und mehrere hundert Verletzte bei diesem Event katapultieren unzählige Menschen in eine Auseinandersetzung mit dem Tod und in die Trauer hinein. Die Bilder vom Tunnel und der unvorstellbaren Menge Menschen, die Pressekonferenz mit den betretenen Gesichtern der Verantwortlichen und die Trauerfeier verzeichnen in unzähligen Internetportalen hohe Klickraten. Viele Menschen drücken ihre Gefühle in den Kommentaren und Foren aus.

Heute bin ich auf eine Seite gestoßen, die Teilnehmende der Loveparade auffordert, sich als Besucher einzutragen, um verläßlichere Zahlen zu bekommen als die, die in den Medien verbreitet werden. Diesen Aufruf gebe ich gerne weiter. Aktuell haben sich 130156 Menschen eingetragen.

Loveparade 2010 Duisburg Besucherzahlen
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Die Rede von Hannelore Kraft bei der Trauerfeier gehört für mich zu den bewegensten Reden eines Politikers/ einer Politikerin. Was macht die Kraft dieser Rede aus? Sie stimmt nicht ein in den Chor derer, die irgendjemanden an den Pranger stellen wollen und die unheilvolle Energie moderner Rächer in die Welt tragen. Es geht ihr um die Klärung von Verantwortung für das Unglück. Viel wichtiger aber ist ihre Authentizität. Man hört ihr an, wie bewegt sie ist. Das hilft den Trauernden mehr als jede Schuldzuschreibung in irgendeine Richtung. Ein menschliches politisches Antlitz. Bewegend für mich auch ihre Worte an die Trauernden:

„Öffnen Sie Ihre Herzen, für alle, die Ihnen Trost spenden wollen.“

Wenn Menschen sich von diesem Unglück bewegen lassen, ihr Herz nicht verschließen, der Verlockung der Verfolgerposition mit ihrem Ruf nach Rache nicht nachgeben, dann kann die Trauer eine Menge bewirken. Eine Erfahrung von Verletzlichkeit, Menschlichkeit, Solidarität und Gemeinschaft.  Das wäre dann die echte Loveparade.

Das Video der Trauerrede.

2 Kommentare auf “#Aug bemerkenswerte Trauerreden: die Toten der Loveparade”

  1. Agnes Hümbs sagt:

    Duisburg ist meine erste Heimatstadt – jetzt lebe ich in Norddeutschland – und ich war auf sehr vielen Trauerveranstaltungen. Auch heute gehe ich noch in den Tunnel und zum Glaskontainer mit allen Kerzen und Kuscheltieren. Inzwischen gibt es Fotos von den Gestorbenen, und sie sehen alle jung und fröhlich aus. Das ist das Schwere und Untröstliche. Aber das Tröstliche gibt es auch: Ich war zu sehr unterschiedlichen Zeiten da, auch manchmal gegen Mitternacht. Und ich war noch nie die einzige. Immer sind mehrere Menschen da. Gucken still und sind da.

    • Birgit Aurelia Janetzky sagt:

      Danke für Ihren Nach-Klang auf das Unglück in Duisburg. Mich berührt Ihre Beschreibung.
      War gerade auf Ihrem Blog – Leben mit Krebs – ein wichtiges Thema, dem ich viel Öffentlichkeit wünsche.
      beste Grüße,
      Birgit Aurelia Janetzky

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