legt an. feuer.

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“Schreib doch mal ein Buch” habe ich öfter gesagt bekommen, wenn ich meine Geschichten aus dem Alltag einer Trauerrednerin erzählt habe. Als Rednerin bin ich nur noch ab und zu tätig. Ein Buch wird es wohl nicht geben. Jetzt habe ich ja diesen Blog. Doch die Geschichten gibt es immer noch.

Einmal wurde ich zu einer Beerdigung gerufen. Ein junger Mann war an Krebs gestorben. Seine Mutter kündigte mir an, dass ein Freund der Familie bei der Trauerfeier auch noch einige Worte sprechen wolle. Ihre Sorge war „hoffentlich spricht er nicht zu lange”. Ich habe versäumt nachzufragen, wer dieser Freund ist und in welcher Beziehung er zu dem Verstorbenen steht. In der Trauerhalle vergaß ich, dass da noch einer reden wollte.

Dafür sprach er am Grab. Er sprach von den ruhmreichen deutschen Soldaten, die für Deutschland im Kampf gegen den Bolschewismus gefallen sind und vom deutschen Heimatboden. Er ließ mit Befehlen eine Kompanie heran marschieren und stillstehen. “Legt an! Feuer!” Die Schüsse waren zu hören. Ein Salut für den Verstorbenen. Er überreichte der betroffenen Mutter des verstorbenen Helden einen Bilderrahmen mit einem Spruch über die Heimat darin. “Er starb im Kampf gegen den Bolschwismus im Dienst der Heimat.” Die Augen aller Anwesenden ruhten auf mir. Ich griff nicht ein in das Geschehen, ich war viel zu überrascht und in einer inneren Suchbewegung, was diese Situation bedeutet. Doch ich wusste, dass dies nicht das letzte Wort am Grab sein würde und gab die Erde ins Grab mit den Worten „Im Tod sind Freund und Feind gleich und miteinander vereint”.

Beim anschließenden Beerdigungskaffee stellte sich heraus, dass der ältere Herr zusammen mit dem Großvater des verstorbenen jungen Mannes in Stalingrad gewesen war. Er kam zurück, jener starb. Aber nur ein Teil von ihm war zurück gekommen. Der andere lebte mit den verstorbenen Kameraden in einer anderen gefühlten Gegenwart. Wir waren am Grab für wenige Momente Zeugen einer vergangenen Zeit.

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Datum: Samstag, 2. Mai 2009 14:05
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