Tagung Transplantation Transmortalitaet Transparenz in Erfurt

Im Sommer 2012 wurde in Deutschland ein neues Transplantationsgesetz mit dem politischen Ziel verabschiedet, die Zahl der Organspenden zu erhöhen. Die seitdem geltende sogenannte „Entscheidungslösung“ sieht nicht nur vor, die Bürgerinnen und Bürger umfassend über Ablauf und Organisation der Organspende zu informieren, sondern sie auch regelmäßig dazu aufzufordern, ihre Haltung zur Organspende zu dokumentieren. Welche Institutionen das Informationsmaterial, die Broschüren, Flyer und Filme erarbeiten und nach welchen Maßgaben sie die Materialien jeweils gestalten sollen, war bislang kein Gegenstand der öffentlichen Diskussion. Eine solche Diskussion sollte allerdings geführt werden. Die Legitimität der „Entscheidungslösung“ hängt nämlich wesentlich davon ab, dass sich die Bürgerinnen und Bürger angemessen informieren können, damit sie eine begründete, selbstbestimmte Entscheidung treffen können.

Ausgehend von dieser Diagnose will die Tagung die Frage diskutieren, was die in der öffentlichen Diskussion aufgerichteten Schlagworte „Transparenz“, „Information“ und „Aufklärung“ im Kontext der Organspende überhaupt bedeuten und wie ihnen in der Aufklärung über die Organspende sinnvoll entsprochen werden kann. In gemeinsamer Arbeit soll in dem Workshop deshalb anhand ausgewählter Beispiele eine kritische Begriffs- und Bildanalyse durchgeführt werden, um bestimmen zu können, auf welche Weise jeweils bestimmte Vorstellungen und Meinungen vermittelt werden. Unter anderem ist zu fragen, wie mit den aktuell eingetretenen Verunsicherungen, die durch die Intransparenz und den Missbrauch der Verteilungsverfahren sowie die erneut aufbrechende Diskussion des Hirntodkriteriums und der Hirntoddiagnostik entstanden sind, in der öffentlichen Diskussion angemessen Rechnung getragen werden kann.

Donnerstag, 20.06. Öffentliche Veranstaltung (Anm. 9.2.2014 Link nicht mehr erreichbar)  – Beginn:  18:00  Uhr

Vortrag von Prof. Dr. Matthias Vogel (Gießen): „Bilder und Gründe. Überlegungen zum Verhältnis von Aufklärung und visuellen Medien”
Vortrag  Dr. Oliver Tolmein (Journalist und Rechtsanwalt): „Selbstbestimmung, Normen und ihre gesellschaftliche Implikationen: »Patientenverfügung« und »Organspende«“

Freitag, 21.06. Workshop (mit Anmeldung) – 9.00 bis 19.00 Uhr

Jeweils Kurzvortrag und Diskussionsimpulse

  • Rainer Leschke (Siegen): „Transmortalität und mediale Prothesen“
  • Andrea M. Esser (Marburg/Erfurt): „»Ich schenke dir mein ganzes Herz…« Pragmatistische Analyse und Kritik aktueller Transmortalitätsvorstellungen
  • Brigitte Tag (Zürich): „Information, Aufklärung und Einwilligung – rechtliche und ethische Leitplanken im Rahmen der Transplantationsmedizin“
  • Theda Rehbock (Dresden/Marburg): „Wie autonom und aufgeklärt sind postmortale Organspender? Kritische Überlegungen zu Bedeutung und Zusammenhang von Autonomie und Aufklärung“
  • Silke Schicktanz (Göttingen): „Kritik und Unbehagen – Zum Umgang mit Organspendeverweigerung im Kontext öffentlicher Kampagnen und Diskurse“
  • Ludger Fittkau (Journalist und Soziologe): „»Stille Helden« . Die TK oder das symbolische Kapital einer Organbeschaffungskasse“
  • Antje Kahl/Tina Weber (Berlin): „Zur Konstruktion von Wissen über die  Organspende unter besonderer Berücksichtigung des Hirntodes“
  • Barbara Merker (Frankfurt): „Gründe für Begriffe und der Begriff des Todes“

Weitere Informationen und Anmeldung für Teilnahme am Workshop

 

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