Postmortales Digitalmanagement

Das Web 2.0 boomt. Ein Artikel auf Spiegel Online zitiert die Marktforscher von Nielsen, die eine neue Studie veröffentlicht haben. Das Web 2.0 wird die Netz-Nutzung umkrempeln. Die Nutzungsdauer steigt und Nutzerzahlen steigen, weil zunehmend ältere Menschen die Communitys entdecken.

Da mein Hauptinteresse der Bestattungskultur gilt, frage ich mich schon eine ganze Weile, was mit all den Profilen geschieht, die man über die Jahre im Web verstreut hat, wenn das reale Leben endet. Jetzt gehen in den USA erste Dienste an den Start, die dieses Problem bereits im Vorfeld regeln wollen. Spiegel Online berichtet darüber und über die Ergebnisse einer Anfrage an verschiedene Community-Betreiber. Werden die Profile gelöscht? Haben die Angehörigen Zugang zu den gespeicherten Inhalten, so wie sie Zugang zu im Nachlass gefunden Briefen haben? Ist dies im Sinne der Angehörigen? Oder muss der digitale Nachlass konsequent gelöscht werden?

Ein Unternehmensberater, mit dem ich einmal über dieses Problem gesprochen habe, hat dafür den Begriff  “postmortales Digitalmanagement” geprägt. Auch wenn dieses Wortungeheuer schräg klingt - es liegt auf der Hand, darüber nachzudenken, was im Falle eines Todes mit den eigenen Nutzerkonten geschehen soll. Wer sammelt die Profile am Ende wieder ein?

Die Nielsen-Studie als Download (Registrierung notwendig).

Autor: Birgit Aurelia Janetzky
Datum: Dienstag, 17. März 2009 21:14
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2 Kommentare

  1. 1

    Moin Birgit,

    vorweg: Wirklich ein kreativer Blogname ;-)

    Wenn man ehrlich ist: Informationen aus dem Web wieder einzusammeln dürfte angesichts solcher Dienste wie http://www.archive.org äußerst schwer, wenn nicht gar unmöglich sein.
    Andererseits: Viele Infos werden verschwinden, weil die hoffnungsvoll gestarteten Web 2.0-Startups sich schlicht nicht rechnen und pleite gehen werden.
    Oder es steht die Verwendung einer neuen Technik oder eines neuen Formats an und die Übertragung der “historischen” Inhalte erscheint zu mühsam - und schon war es das.

    Wenn es denn wirklich ein Bedürfnis der Menschen ist, “auf ewig” in irgendeiner Form im Internet zu überdauern, dann traue ich das am ehesten einer nichtkommerziellen Stiftung z.B. nach dem Vorbild der Wikipedia zu.
    Vielleicht kommt ja eine entsprechende Initiative aus der Ecke der
    http://de.wikipedia.org/wiki/Genealoge ?

    Gruss aus Hamburg
    Stephan
    (danke für den Link in der Blogroll).

  2. Birgit Aurelia Janetzky
    Mittwoch, 18. März 2009 17:59
    2

    hallo Stephan,
    danke für die Blumen. “Wayback” zu “85 billion pages” ermöglicht meines Wissens nur die Suche nach Domains, deren Name muss bekannt sein. Einträge zu löschen, die in den Suchmaschinen gefunden werden, ist mühsam. Aber auch dafür gibt es inzwischen Dienste wie http://www.datenwachschutz.de.
    Immer noch fragen sich die meisten Leute: wie komme ich ins Web rein, nicht wie komme ich wieder raus.
    Freue mich über den Kontakt und den Re-Link, Birgit

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