SchülerVZ sperrt Profile und Trauergruppen nach dem Amoklauf

Es geht wie eine Welle durch das Internet. Aktuell finden sich bei Google 32.700 Treffer für die kombinierte Suche nach “Amoklauf Winnenden” . Eine Woche zuvor hat niemand diese Suche eingegeben.

Die vor allem von Schülerinnen und Schülern genutzte Community schülerVZ hat schnell reagiert. Denn dort suchten sie alle nach Informationen für die Titelseiten, die Leute von den Medien.

Zwei gute Artikel habe ich auf mehrblog.net gefunden.  SchuelerVZ nahm die Profile der Opfer und des Täters heraus, um die virtuell Schaulustigen abzuweisen. Ebenso wurde eine Reihe von Gruppen gesperrt, die spontan eingerichtet wurden, um das Entsetzen ausdrücken und die Trauer mit anderen teilen zu können.

Als Grund dafür gibt das Unternehmen an, dass die Nutzer vor sensations suchenden Journalisten geschützt werden sollen - Die Betroffenen sprechen von Zensur.

Jüngere Menschen haben einen anderen Umgang mit Privatheit und persönlichen Informationen im Internet. In den Communities muss man sich registrieren, um dort lesen und schreiben zu können, doch das ist schnell gemacht. Wo die Jugendlichen die Eingriffe von SchülerVZ als Zensur empfinden, sehe ich den Schutz der Opfer und der Angehörigen. In der spontanen Betroffenheit werden Einträge gemacht, die allzu öffentlich sind. Sinnvoll ist es, in den Schulen, in den Klassen miteinander zu sprechen, was der Amoklauf auslöst, welche Ängste da sind, welcher Umgang untereinander, welche Gewalterfahrungen die Jugendlichen haben und wie darauf reagiert werden könnte. Ich bin sicher, auch dies ist momentan eine Welle, die viele erfasst.

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Autor: Birgit Aurelia Janetzky
Datum: Sonntag, 15. März 2009 20:08
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2 Kommentare

  1. 1

    “Sinnvoll ist es, in den Schulen, in den Klassen miteinander zu sprechen, was der Amoklauf auslöst, welche Ängste da sind, welcher Umgang untereinander, welche Gewalterfahrungen die Jugendlichen haben und wie darauf reagiert werden könnte.”

    Das ist absolut wichtig und richtig - nur muss ich leider von meiner Schule sagen, dass nicht einmal eine Schweigeminute “geopfert” wurde.
    Den Leitspruch des Ministers in allen Ehren, “Es dürfen keine Stunden mehr ausfallen” - aber wenigstens eine Schweigeminute muss drin sein!

  2. 2

    Ich stimme mit deiner Ansicht vollkommen überein!
    Der Schutz der Opfer, Angehörigen und sonstigen Trauersuchenden steht an erster Stelle. Viele Journalisten sehen nur den eigenen Profit und würden die Lage vieler Jugendlicher schamlos ausnutzen.

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