Die Bestatterwebseite Teil 1

(1) Weshalb jedes Bestattungsunternehmen eine Webseite haben sollte

Meine Freundinnen haben ein Bestattungsinstitut. Vor einigen Monaten bin ich beim Internet-Surfen auf das Plagiat ihrer Internetpräsenz gestoßen. Nein, es war keine identische Nutzung einer preiswerten Branchenlösung, sondern der komplette Klau von Design und Inhalten. Ein kurzer Hinweis, ein kurzes Schreiben mit Androhung von… – so schnell habe ich noch nie eine Internetseite verschwinden sehen.

Dieses Erlebnis hat mich angeregt, etwas intensiver nach den Webseiten von Bestattungsinstituten zu schauen. Meiner Zusammenschau liegt keine wissenschaftliche Arbeit zugrunde, sondern eine Recherche auf der Internetpräsenz des Bundesverbandes Deutscher Bestatter e.V. (BDB). Hier sind eine Vielzahl von Bestattungsunternehmen alphabetisch nach Orten aufgelistet.

Ich habe mir sechs Buchstaben vorgenommen und die Adressen der Bestatter stichprobenartig ausgewertet. Mein Ergebnis:

1. Zahlreiche Bestattungsinstitute haben keine eigene Internetpräsenz angegeben. Einige der Institute sind nicht einmal über E-Mail erreichbar.
2. Im Bereich des Internet-Marketing sind Bestattungsunternehmen eher zurückhaltend.
3. Die Seiten haben oft den Charakter einer Visitenkarte im Web. Die Möglichkeiten der Kundenbindung werden wenig genutzt.
4. Bei den Webseiten überwiegen die statischen Seiten. Es werden nur vereinzelt interaktive Formen angeboten.

Die eigene Webseite wird die Anzeige in der Nähe der Todesanzeigen in den Printmedien in absehbarer Zeit nicht ablösen. Doch selbst traditionell arbeitende Bestattungsunternehmen brauchen ein Standbein in der Internetwelt. Unsere Gesellschaft wandelt sich und das Internet wird neben Fernsehen und Zeitungen immer mehr zum Leitmedium.

Die Entwicklung eines Internetauftrittes braucht Zeit und Engagement. Die Listung in den Suchmaschinen und die Eintragung in relevanten Katalogen erledigen sich nicht von selbst und nicht über Nacht. Bestattungsunternehmen brauchen jetzt den Einstieg in das neue Medium, um die dortigen Anforderungen kennen zu lernen und sich im Internet gezielt bewegen zu können.

Das Schlagwort der „Generation Internet” gibt einen Ausblick auf die zukünftigen Entwicklungen. Gemeint sind damit die jungen Menschen, die seit den 1980er Jahren geboren wurden und mit den digitalen Medien aufgewachsen sind. Die Informationsquelle dieser Generation ist das Internet, nicht die Tageszeitung und nicht die Gelben Seiten. Tatsächlich nutzen immer mehr, auch ältere Menschen, das Web für Informationen und soziale Kontakte. Hie und da ist schon von der neuen Angehörigengeneration und ihren Bedürfnissen die Rede. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird die Elterngeneration der Digital Natives oder die jungen Leute selbst, die Bestattung eines Elternteils in Auftrag geben.

Sie nehmen weniger Rücksichten auf tradierte Geschäftsbeziehungen. Sie suchen ein empfohlenes Bestattungsinstitut im Internet. Gut, wenn es dort gefunden wird und einen einladenden Auftritt hat. Sie filtern die Informationen, die sie im Internet vorfinden nach ihren Kriterien. Mitbewerber sind nicht mehr nur die regionalen Bestattungsinstitute, sondern Anbieter, die überregional mit Pauschal- und Billigangeboten werben.

Ein Bestatter erzählte mir diese Geschichte: Telefonisch ist der Beratungstermin bereits vereinbart. In der Familie hat das Unternehmen vor einigen Jahren bereits zwei Sterbefälle betreut und jetzt ist wieder jemand gestorben. Kurz darauf der erneute Anruf. Das Gespräch wird abgesagt. Einer der Söhne hat im Internet geschaut und einen sehr preiswerten Bestatter mit Pauschalangebot gefunden. C’est la vie.

Bestattungsunternehmen müssen sich frühzeitig auf diese Entwicklung einstellen. Ein wichtiges Thema ist dabei die Existenz, die Gestaltung und die Auffindbarkeit der Internetpräsenz.

Im Abstand von jeweils einer Woche werde ich die weiteren Artikel dieser Serie veröffentlichen. Sie dürfen gespannt sein.

Teil 2: So kommen Sie zu einer aussagekräftigen Webseite
Teil 3: Was auf der Webseite drauf sein sollte – die Inhalte
Teil 4: Sie haben eine Webseite – so wird sie gefunden
Teil 5: Frühjahrsputz – Regelmäßige Aktualisierung ist ein Muss

Autor: Birgit Aurelia Janetzky
Datum: Donnerstag, 16. April 2009 16:35
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3 Kommentare

  1. 1

    Hallo Birgit,
    beim Eintritt meiner Mutter ins Altersheim hat sie den zu ihrer eigenen Beerdigung gewünschten Bestatter ins Aufnahmeformular eintragen müssen.
    Daher vermochte mich eben obiges Zitat grade sehr zu erheitern:
    Die Möglichkeiten der Kundenbindung werden wenig genutzt.

    Denn ich dachte spontan “Logisch, wenn die Kunden doch tot sind!”
    LG,
    Sophie

  2. Birgit Aurelia Janetzky
    Dienstag, 11. August 2009 14:24
    2

    Da ich deine Mutter nun kannte, frage ich mich, ob sie das Formular noch selbst ausgefüllt hat oder du für sie. Angenommen, du würdest im selben Ort wie deine Mutter wohnen: warst du zufrieden mit dem Bestatter? Würdest du ihn in dein eigenes Formular eintragen?

    Bei der Webseite jedenfalls könnte er noch etwas Unterstützung gebrauchen, da findet sich nur ein index-Eintrag, keinerlei Inhalte.

    Gruß, Birgit

  3. 3

    Hallo Birgit,
    habe erst jetzt Deine Antwort entdeckt.
    Bestatter dienen mehr den Lebenden, finde ich.

    Kundenbindung I.
    Habe ich bereits Bestattungen erlebt, würde ich mich als Trauernde lieber den Gestaltern solcher Trauerfeiern anvertrauen wollen, die mich einmal berührt haben.

    Kundenbindung II
    Bei der Bestatterfrage für meine Mutter fühlte ich mich überfallen, weil meine Mutter die eigene Sterblichkeit ignorierte und ich baldmöglichst ein komplett ausgefülltes Anmeldeformular abgeben sollte. So trug ich den Bestatter ein, der in der Verwandtschaft bereits tätig geworden war.

    Kundenbindung III, das zukunftsfähige Modell:
    Über Informationen, welche Trauerfeiergestaltung neben der üblichen kirchlichen Rituale möglich wären, würde sich gerade meine Generation freuen. Nicht unbedingt für die Beerdigung der eigenen Eltern, da orientiert man sich wohl eher an den gehörten oder vermuteten Wünschen, dem Stil des Verstorbenen, oder an den Orientierungshilfen der Verwandtschaft. Doch Trauerfeiern ausserhalb der kirchlichen Rituale sind ein reizvolles Neuland für uns. Für einige vielleicht auch letztes Symbol unserer Unabhängigkeit von gesellschaftlichen Normen?
    Liebe Bestatter, Infos bitte!

    Ciao,
    Sophie

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