Ein Stadion voller Trauer

Bewegend.

Das ist der Tenor der Kommentatoren der Live-Übertragung der Trauerfeier für Robert Enke aus dem Stadion in Hannover. Bewegend sind die Ansprachen. Die Kameras zeigen bewegte Menschen, Tränen, Betroffenheit, Solidarität. Ehrliche Worte. Besonders beeindruckt mich der Satz:

Wir können lernen aus seinem Tod.
Aber das macht diesen Tod nicht besser.

Im parallel eingeblendeten Chat geht das übliche Gehacke los:

sei doch einfach leis bitte wenn du ein emotionsloser mensch bist dann hau einfach ab

klatschen ghört nicht zu einer trauerfeier!

mir tut nur die arme Teresa leid… die Trauerfeier find ch aber extrem übertrieben

alle die von übertreiben sprechen haben gar nicht kapiert worum es hier geht….

Freitot ist einfach nur feige und in seinem Fall, verantwortungslos

Als der Sarg aus dem Stadion getragen wird:

Haltet doch mal für einen Moment die Schnauze

Eine überwältigende Zahl von Menschen sind in das Stadion gekommen. Tränen kennt das Stadion, in der Regel wird aus Enttäuschung geweint, aus Freude oder aus Wut. Wo sonst Begeisterung und Aggression ausgelebt wird ist heute Trauer angesagt. Der Beifall klingt anders. Er ist verhalten, traurig.

Ein abfahrendes Bestattungsfahrzeug, hinter dem sich das Tor schließt.

Ich bin noch ganz in Gedanken versunken und spüre der Bewegung nach. Autos krachen zusammen, es ist die Cross-Over Werbung. Ach ja, ich könnte mein Gold zu Geld machen.

Haltet doch mal für einen Moment die Werbung an.

Nachtrag:
Basic Thinking greift in einem Artikel kritisch den Medienrummel und die Vermarktung der Trauer auf.  Die Boulevard-Presse ist mächtig aktiv, die kritischen Stimmen brauchen mehr Gehör. Am Ende werden Internet-Adressen genannt, wo man Hilfe bekommen kann.

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Datum: Sonntag, 15. November 2009 12:53
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