Baumbestattungen sind der Renner

Seit im Jahr 2001 im Reinhardswald bei Kassel der erste FriedWald eröffnet wurde steigt die Nachfrage nach Baumbestattungen stetig weiter.  Waren die Kirchen anfangs skeptisch und distanzierten sich von der “naturreligiösen” Vorstellungswelt, gibt es inzwischen auch einige von den Kirchen betriebene Waldbestattungsarreale.

Eine von der FriedWald GmbH in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage zu Baumbestattungen wurde vom Marktforschungsinstitut TNS   durchgeführt. Die Baumbestattung ist 54 Prozent der Befragten ein Begriff. Bereits ein Drittel der Befragten kann sich vorstellen, in einem FriedWald bestattet zu werden. Inzwischen gibt es 28 FriedWälder im gesamten Bundesgebiet. Der zweite große Anbieter, die Ruheforst GmbH ist mit ca. 40 Ruheforsten vertreten.  Dazu kommen weitere privat oder kommunal betriebene Waldbestattungsarreale.

Als Gründe für den Run auf die Begräbnispläzte am Fuße der Bäume gelten

- die Grabpflege entfällt
- die Laufzeit des Grabes sind wesentlich länger als auf dem Friehof
- die Gräber sind schlicht

Da es auf dem Friedhof  bisher eher genormt zuging, ist für viele auch der Freiheitsaspekt von Bedeutung. Sie entfliehen den Zwang zur Pflege und der Sozialkontrolle auf vor allem ländlichen Friedhofsanlagen.

Das Angebot der naturnahen Bestattung kommt auch dem Bedürfnis nach Ruhe entgegen. Ohne die Anbindung an die Natur ist für viele der Stress eines modernen Lebens nicht mehr auszuhalten. Der Wald ist in hohem Maße positiv besetzt mit Erholung und Glücksmomenten. Auch wenn es die Kirchen nicht gerne hören, Menschen finden im Wald oft mehr Trost als in einer Kirche. Sie erleben sich dort eingebunden in einen größeren Zusammenhang natürlicher Abläufe von Werden und Vergehen. In Zeiten, in denen die Kirchenbindung rapide abnimmt bekommt dieser Zusammenhang mehr Gewicht als die Einbindung in eine Glaubensgemeinschaft und deren Auferstehungsglaube.

Die kommunalen Friedhofsträger reagieren, denn ihnen laufen die Kunden weg. Waldfriedhöfe mit alten Baumbestand erleben eine neue Renaissance. In den Städten wird geschaut, welche Friedhöfe geeignet sind ein Baumbestattungsfeld einzurichten. Die neuen Plätze sind in der Regel schnell belegt. Denn einen unschlagbaren Vorteil hat der kommunale Friedhof: er kann auch von nicht mobilen Menschen mit dem Stadtbus erreicht werden.

Der Markt wird sich irgendwann einpendeln, die Nachfrage nach Baumbestattungen einen Sättigungsgrad erreichen, der die Einrichtung neuer Baumbstattungs-Wälder verlangsamen wird. Die Kommunen sind dabei, die Friedhöfe als städtische Grünanlagen und Kultureinrichtungen wieder aufzuwerten. Denn neben dem Bedürfnis nach Schlichtheit der Grabstätte gibt es auch ein Bedürfnis nach Gestaltung des Begräbnisplatzes, als einem Ort an dem die Trauer sich ausdrücken kann.

Dieser Artikel ist Beitrag 6 von 7 Beiträgen der Artikel-Serie Trauer und Naturerfahrung.
Artikel-Serie«Natur trug unbekümmert ihr altes Gewand

Autor: Birgit Aurelia Janetzky
Datum: Samstag, 3. Oktober 2009 18:53
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