Weit weg trauern

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Wenn Sie weit weg wohnen und gar nicht da sein können können Sie weit weg trauern.

Ein Bestattungsunternehmen bietet auf seiner Webseite eine neue Dienstleistung.  Es bietet Trauernden an, in der Zeit zwischen Tod und Beisetzung eine E-Mail an eine bestimmte Adresse zu schreiben. Diese Mail wird dann dem Verstorbenen ungelesen mit in den Sarg oder ins Grab gelegt.

E-Mails sind so etwas wie die Postkarten der virtuellen Welt, also offen. Beim Empfänger der E-Mail ist sie als zweiseitige Postkarte gestaltet und er verspricht nur die Vorderseite zu lesen. Da muss der Empfänger gut die sechste Bitte des Vater Unser verinnerlicht haben. “Und führe mich nicht in Versuchung”.

Für den Fall der Fälle, wenn die Bestattung schon stattgefunden hat, gibt es eine zweite E-Mail-Adresse für die Post an den Verstorbenen. Diese Mails werden weder abgerufen noch gelesen (aber hoffentlich irgendwann gelöscht?), sie haben rein symbolischen Charakter. Dies könnte man einen  “mausetoten Briefkasten” nennen. Bei einem toten Briefkasten wird die Post nämlich abgeholt.

Dies ist ein Dienst des Bestattungshauses Haller – Gewinner des Funeral Award 2009 für die beste Webseite im Bestattungssektor. Liebes Bestattungshaus, ist dieser Dienst ernst gemeint? Wird er genutzt? Oder ist es einfach gut für die Public Relations?

Autor: Birgit Aurelia Janetzky
Datum: Samstag, 21. November 2009 11:00
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2 Kommentare

  1. 1

    Liebe Frau Janetzky,

    Herzlichen Dank für die Frage an uns, die ich ganz per Zufall auf Ihrer Seite entdeckt habe.

    Die Mail zum in den Sarg legen ist bis jetzt einmal genützt worden. Ob der “tote Briefkasten” wie Sie ihn nennen genützt wird, können wir gar nicht sagen, da diese Mails nicht abgerufen werden.

    Wichtig ist uns aber zeitgemäße Möglichkeiten der Kommunikation zu schaffen … oder sie zumindest ins Bewusstsein zu rufen

    Ganz herzliche Grüße aus Stuttgart,

    Andrea Haller

    Übrigens Menschen legen oft Briefe oder Karten in den Sarg, die wir auch nicht lesen.

  2. Birgit Aurelia Janetzky
    Mittwoch, 16. Dezember 2009 11:05
    2

    Wie kommuniziert man mit einem Verstorbenen? Das ist in erster Linie ein innerer Vorgang. Die äußeren, rituellen Formen können können darin unterstützen. Auf diesem Hintergrund finde ich Ihr Angebot interessant. Die Kommunikation der Lebenden verlagert sich seit Jahren auf die neuen Medien, mit Email, Chat, Instant Message etc. Ob der Kontakt mit Verstorbenen, die ja eine innere seelische Wirklichkeit sind, dieser Verlagerung folgt?
    Beste Grüße, Birgit Aurelia Janetzky

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