Der Flieger – Buchempfehlung
Maarten ’t Hart, Der Flieger
Die Frankfurter Buchmesse ist vor kurzem zu Ende gegangen. Doch das Buch, das ich vorstellen möchte ist kein “Jahrgang 2010″. Genaugenommen ist 12 Jahre alt. Erstmals 1998 in den Niederlanden erschienen, wurde es erst 2008 auf Deutsch veröffentlicht.
»Mein Vater war Totengräber”, so sind die ersten Worte. Der Vater selbst bezeichnet sich lieber als “Grabmacher”. “Ich grabe keine Leute tot”, sagt er protestantisch korrekt. Er macht Gräber. Beharrlich weigert er sich Katholiken umzubetten, auf deren Grund und Boden neu gebaut werden soll. Sie müssten auf den neuen Friedhof rübergeschafft werden.
Erzählt wird die Geschichte von seinem Sohn, einem lesehungrigen Knaben, der in die Tochter der neuen Nachbarn verknallt ist. Sehr direkt, manchmal derb, aber immer liebevoll, schildert er die Vorgänge auf dem Friedhof. Und so wechselt der Roman von einem Satz zum anderen von den Gerüchen beim “Umbetten” zu hochgeistiger Literatur.
Maarten ’t Harts Roman ist lustig, bei jedem Umblättern der Seite überraschend und durchaus anspruchsvoll. Geht es doch seitenweise um theologische Argumentationen und Presbyter, die gekonnt Bibelzitate um sich werfen. Nicht nur Theologen haben ihre Freude an den Einblicken in die calvinistische Religiosität, die Probleme, die der Mittelscheitel des neuen Pastors der Gemeinde bereitet, und dem Wortwitz des Nachbarn Ginus, der einen Haufen Ärger wegen seiner eigenwilligen Auslegung der Schriften bekommt.
Maarten ’t Hart, Der Flieger, Roman, erschienen bei Piper
€ 8,95 [D], € 9,20 [A] ISBN: 9783492258791